Tsingtau
梮島市
Tsingtau oder Qingdao
Von 1898 bis 1914 hat die chinesische Hafenstadt Tsingtau als deutsche Kolonie mit großem Marinestützpunkt gedient.
Dazu war ein Kreuzergeschwader der Kaiserlichen Marine unter Konteradmiral Otto von Diederichs zum Ausgang des 19. Jahrhunderts nach China entsandt worden, um auf der Halbinsel Kiautchou ähnlich wie Hongkong für die Briten in Tsingtau am Gelben Meer eine Musterkolonie Kaiser Wilhelms zu errichten, damals fünf Wochen Seefahrt von Berlin entfernt. Der Stützpunkt sollte dem deutschen Chinahandel den notwendigen militärischen Rückhalt verschaffen, ohne den deutsche Kaufleute dort nur schwer hätten Fuß fassen können.
In den 16 Jahren deutschen Wirkens ist nach den Ideen des Kölner Stadtplaners Josef Stübben eine exemplarische Infrastruktur mit Eisenbahn, Verwaltungssitz, Schulen, Kasernen, Krankenhäuser und Villenviertel im wilhelminischen Stil entstanden. Damals lebten in der Stadt 53.300 Chinesen, über 2.000 Europäer und Amerikaner, dazu 2.400 Soldaten der Garnison, sowie 230 Asiaten, vor allem Japaner. Durch den Versailler Vertrag fiel die Kolonie in japanische Hand und wurde 1922 wieder an China zurückgegeben.
Wer heute nach Qingdao kommt, wähnt sich vor allem im deutschen Villengebiet von Badaguan, das 1903 mit einer Million Reichsmark gebaut wurde, wie zu Hause. Noch viele Gebäude mit ihren roten Dachziegeln sind aus der Kaiserzeit erhalten. Die barocke katholische Kathedrale St. Michael (vollendet 1934) und die evangelische Christus-Kirche in byzantinischem Stil erbaut, werden nur von modernen Hochhäusern überragt. Der Pier Zhan Qiao, beliebter Aussichtspunkt, ist der Seebrücke im vorpommerschen Heringsdorf nachempfunden. In der ehemaligen Bismarck-Kaserne ist die Ocean-University mit den Meeres- und Fischereiwissenschaften untergebracht; hier gibt es auch einen Fachbereich für Germanistik. Die Iltis-Kaserne ist heute Sitz der chinesischen Marine